Volkskrankheit Schnarchen.

Rund 20% aller Männer schnarchen. Tendenz steigend. Aber auch Frauen und sogar Kinder sind nicht selten von Schnarchen betroffen. Schnarchen gehört zur Krankheitsgruppe der schlafbezogenen Atemstörungen, die wie andere Erkrankungen aus dem Formenkreis der nächtlichen Atemstörungen eine erhebliche gesundheitliche Bedeutung haben. Bei einem Teil dieser Betroffenen ist das Schnarchen eines der Leitsymptome des obstruktiven Schlaf- Apnoe- Syndroms (OSAS). Dieses ist gekennzeichnet durch lange Atemaussetzer (Dauer von 10 Sekunden bis zu 1-2 Minuten). Beendet werden diese Atempausen durch unbewußte Weckreaktionen. Diese sichern auf der einen Seite das Weiteratmen im Schlaf, verhindern aber den erholsamen Charakter des Schafes. Die Folgen sind Einschlafneigung am Tage, Sekundenschlaf, Leistungsmangel, Antriebsminderung und Konzentrationsschwäche. Durch die häufigen Weckreaktionen kann der Organismus, allem voran das Herz-Kreislaufsystem, nicht zur wohlverdienten Ruhe während der Nacht kommen. In Geschäftssitzungen sind Sie unkonzentriert, fühlen sich müde und wenig leistungsfähig. Im Theater oder Kino können Sie für kurze Zeit einschlafen und abends vor dem Fernseher fallen Ihnen nach kurzer Zeit die Augen zu. Häufig wird dies zunächst auf den Stress im Job zurückgeführt. Tatsächlich ist jedoch der fehlende Erholungsschlaf ursächlich. Weitere Folgen sind u.a. Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, eine gestörte Insulinausschüttung und somit gilt die instruktive Schlafapoe als eigenständiger kardiovaskulärer Risikofaktor für die Entwicklung eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls. Weitere häufige Symptome sind Kopfschmerzen, gesteigerter nächtlicher Harndrang, Persönlichkeitsveränderungen und Impotenz.

Wodurch entsteht Schnarchen? 

 Das Schnarchgeräusch entsteht im Bereich der oberen Atemwege. Hierzu gehören der weiche Gaumen, das Zäpfchen, die Mandeln, der Zungengrund und die Hinter- und Seitenwände des Rachens. Eine behinderte Nasenatmung führt häufig zu einer vermehrten Mundatmung. Durch Zurückfallen der Zunge und des Zungenbeines (v.a. in Rückenlage) kommt es zu Engstellen im Mund/Rachenraum, einer Beschleunigung des Luftstromes und somit zu einer Zunahme der Vibrationen von Teilen des weichen Gewebes. Aber auch bei geschlossenem Mund und in Bauchlage kommt es durch die Vibrationen des Weichteilmantels zum Schnarchen. Auch andere Faktoren wie Übergewicht, abendlicher Alkoholkonsum, Einnahme von Beruhigungs- und Schlafmitteln, anatomische Engstellen in Rachen und Zungenbereich, eine Kieferstellungsstörung u.a. können auslösend für Schnarchen sein.

 

Diagnostik

Welche Ursachen Schlafstörungen haben, kann nur der spezialisierte Arzt herausfinden. Die Diagnostik folgt hier einem standardisiertem Stufenschema. Nach ausführlicher Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) folgt die gründliche HNO-ärztliche Untersuchung. Danach kann der schlafmedizinisch erfahrene Arzt entscheiden, ob eine Untersuchung der Atmung im Schlaf notwendig ist.

Hierzu bekommt der Patient ein Screening-Garät mit nach Hause und schläft damit im häuslichen Umfeld. Die Auswertung der nächtlich aufgezeichneten Daten sichert die Diagnose. Bei unklaren Befunden kann aber auch eine weiterführende Untersuchung in unserem modernen Schlaflabor indiziert sein.

Hierfür verbringen Patienten eine Nacht „verkabelt“: Die angebrachten Elektroden werden dabei mit dem Aufnahmegerät verbunden. Von hier aus werden die aufgezeichneten Daten kabellos via Bluetooth an den Rechner vermitteln. Dadurch ist der/die Schläfer/in nachts nicht am Bett „festgebunden“, sondern kann jederzeit das Bett verlassen. Hierbei wird genau gemessen, ob, wie lang und wie tief der Patient schläft, wie viele Atemaussetzer der Patient jede Nacht hat, ob der Herzrhythmus Auffälligkeiten zeigt, ob die Sauerstoffversorgung des Körpers regelrecht ist, ob sich eine nächtliche Bewegungsstörung zeigt und wie hoch der Schnarchanteil ist. Während der gesamten Nacht erfolgt eine Videoaufzeichnung und eine Überwachung durch eine geschulte Nachtwache. Nach einer solchen Untersuchung kann der Arzt entscheiden, welche Art der Schlafstörung vorliegt und welche spezielle Therapie für den Patienten notwendig ist.

 

Therapiemöglichkeiten

Oft sind ein schlaffer weicher Gaumen und das überlange Zäpfchen Verursacher des Schnarchens. Eine Verlegung der oberen Luftwege mit der Folge von Atemaussetzern findet häufig im Bereich des Weichgaumens, der Mandelregion, des Zungengrundes oder, in seltenen Fällen, durch den Kehldeckel statt. Das einfache Schnarchen ohne Atemaussetzer kann in der Hand erfahrener Operateure sicher und effizient durch schonende operative Eingriffe behoben werden. Hierzu zählen verschiedene moderne Geräte, wie z. B. Laser, Coblation/ Radiofrequenztherapie, die in unserer Praxis verfügbar sind.

Die Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe erfolgt in erster Linie durch die Goldstandard-Therapie, durch eine nächtliche Überdruckbehandlung (CPAP). Diese wird ebenfalls in unserem Schlaflabor mit dem Therapiegerät und einer individuell angepassten Maske eingeleitet. Diese prinzipiell sehr effektive Therapie hat den großen Nachteil nur dann wirksam zu sein, wenn das Hilfsmittel (CPAP-Gerät samt Atemmaske) jede Nacht als lebenslange Therapie genutzt wird.

Kann dies nicht gewährleistet werden, stehen ebenfalls sehr sichere operative Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die nach ausführlicher Untersuchung und strenger Indikationsstellung häufig sehr gute Ergebnisse erbringen. Hierbei wird in einer 45-60 minütiger Operation in Vollnarkose eine Mandelentfernung, Gaumensegelstraffung und eine befundabhängige Behandlung des Zungengrundes mittels Radiofrequenz, Coblator oder Laser durchgeführt. Diese Eingriffe führen wir stationär durch. Stationärer Aufenthalt hierfür 3-5 Nächte.

Wenn Schnarchen nicht stört, sondern gefährlich wird.

Interview: Fit und Gesund, das Gesundheitsmagazin

by Kirsten Rinke & Dr. Stefan Wenzel